(in der Zeit entstanden, in der ich von Serien nicht genug bekommen konnte.

In diesem Falle zur Serie "NCIS", Staffelfinale 3.

Kann jedoch auch ohne Kenntnisse hierzu gelesen werden.)

 

 


Schmerzen


Ich kann es nicht fassen.
Ich kann es einfach noch immer nicht fassen.
Kann nicht glauben, was geschehen ist.
Nicht begreifen, warum.
Warum er?
Warum ausgerechnet er?
Warum nur?

Wie tot liegt er dort, bewegt sich nicht.
Sein Gesicht ist blass, von Brandwunden geziert.
Ich erkenne ihn kaum wieder.

Ist das wirklich der Mann, den ich kenne?
Den ich so gut kenne, besser, als ich mir in diesem Moment eingestehen will?
Mit dem ich schon so viel erlebt habe?
Der Mann, der mir viele schöne Momente in meinem Leben beschert hatte?
Ist er es wirklich?

Ich kann es nicht glauben.
Vielleicht will ich es auch gar nicht.

Deutlich spüre ich, wie sich das flaue Gefühl in meinem Magen immer mehr ausbreitet.
Ich möchte schreien,
zu ihm rennen,
ihn wach rütteln.

Doch tief in meinem Herzen weiß ich, dass ich jetzt stark sein muss.
Stark für ihn.
Stark für mich selbst.

Nein, ich darf jetzt nicht einbrechen.
Es würde alles nur noch schlimmer machen.

Verzweifelt blicke ich den Mann an, der neben mir steht.
Ich merke genau, dass auch er fühlt wie ich.
Dass auch er trauert, verzweifelt ist.

Ob er die selben Gedanken hat, wie ich?
Ob er ebenfalls versucht zu begreifen?

Ich hoffe es.
Hoffe es für mich.
Für ihn.
Und für den Mann, der noch immer wie starr dort liegt.

So starr.
So still.
Fast unheimlich.

Ein kalter Schauer läuft meinen Rücken hinunter.
Ich zittere ein wenig und merke, wie sich der Blick meines Nebenmannes zu mir richtet.

Ich nicke ihm zu.
Eine stumme Geste.
Doch er versteht sie.

Beide sehen wir nun zu der vierten Person im Raum.
Verzweifelt.
Beinahe flehend.

Ich habe Angst, die Frage zu stellen, die mir durch den Kopf geht.
Habe Angst vor der Antwort.
Angst um ihn.

Ich bin Direktorin, darf keine Schwäche zeigen.
Nicht in diesem Moment.
Nicht in so einer Situation.

Ich schließe kurz die Augen, atme tief durch.

Dann stelle ich sie.
Die Frage, die ich eigentlich nicht stellen will.
Auf die ich keine Antwort erhalten will.

“Hat er Schmerzen, Doktor?”

Meine eigenen Worte kommen mir vor, als hätte sie jemand anderes ausgesprochen.
Jemand, der weit weg ist.

Noch ein letztes Mal atme ich tief durch.
Blicke zu Boden.

Ich will die Antwort nicht hören.
Bleibe stumm stehen.
Den Blick nach unten gerichtet.

Ich kann es noch immer nicht begreifen.
Will es einfach nicht wahr haben.

Es bleibt nur noch hoffen.
Hoffen darauf, dass er zu sich selbst findet.
Den Schmerz besiegt.

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